Jakobskult
Im ersten Drittel des 9 Jh. entdeckt der Einsiedler Pelagius - so die
Legende - von himmlischen Klängen geleitet auf einem Feld, in einer römischen
Nekropole die unversehrten Gebeine des Apostels "Jakobs des Älteren".
Der Apostel hatte nach dem Tod Jesu Christi einige Jahre Missionarsarbeit
in Spanien geleistet, als Dank dafür wurde er von den Gläubigen in einen
Rang erhoben, der dem eines Bischofs entspricht. Dieses veranlaßte
Herodes Agrippa I. im Jahre 44. n. Chr. dazu, den Apostel in Jerusalem
enthaupten zu lassen. Zum Schutz vor den Sarazenen wurde sein Leichnam im
Laufe der Geschichte an das damalige Ende der Welt, "finis terrae", in der Nähe des heutigen Kap Finisterre am
nordspanischen
Atlantik überführt. Auf einem Ochsenkarren transportiert, hat man den
Sarg dann der Legende nach dort begraben, wo die Zugtiere von alleine stehen blieben.
Nach der Verständigung des Bischofs Theodemir von Iria
Flavia über die Wiederentdeckung der Gebeine des Apostels Jakobus, läßt
dieser
wahrscheinlich im Jahr 825 die von wundersamen Lichtzeichen überstrahlte Grabstätte
freilegen. Mit Bezug auf das unerklärliche Sternenlicht erhält der Fundort des zuvor so lange vergessenen
Apostelgrabes den
Namen "Santiago de Compostela" (Jakob vom Campo de
Estrellas, d
. h. zu deutsch Jakob vom Sternenfeld).
Über dem Grab errichtet man zu Ehren des Apostels eine Kapelle. Um die
Kapelle herum bildet sich eine Ansiedlung, die bald zur bedeutsamen Stadt
"Santiago des Compostela" heranwächst. Die Kunde von dem
wundersamen Fund verbreitet sich derweil in Europa. Die Stadt Santiago de
Compostela wird im Laufe der Zeit zu dem Pilgerziel der Christenheit,
neben Rom und Jerusalem.
Gefördert wird die Pilgerfahrt ans Jakobsgrab durch die allgemeine
politische Situation sowie die Kirchenpolitik. Es gilt die drohende
Eroberung ganz Spaniens durch die Mauren zu stoppen. Nicht nur damit das
christliche Pilgerziel nicht in muslimische Hände fällt, wird zum
heiligen Krieg gegen die Moros aufgerufen. Der heilige Santiago erhält den Beinamen "El Matamoro" (der
Maurentöter) weil er gemäß einer Legende Karl dem Großen in der entscheidenden Schlacht gegen die
erdrückende Übermacht der Maueren zu Hilfe eilt und so den Christen zum
Sieg verhilft. Gleichsam verspricht die Kirche jedem Pilger für eine
Reise ans Jakobsgrab, Ablass von allen Sünden.
Im 12 Jh. ereicht der Pilgerstrom mit ca. einer Millionen Pilger pro
Jahr seinen vorläufigen Höhepunkt. Es entsteht der erste europäische Reiseführer, der Codex Calixtinus, der
ausführlich den Wegverlauf mit
seinen vielseitigen Gefahren für den Pilger des Mittelalters sowie die verschiedenen
Wunder, die sich am Wegesrand zugetragen haben sollen, beschreibt.
In der Gegenwart erfreut sich der Jakobsweg erneut zunehmender
Beliebtheit.
Aus unterschiedlichsten Motiven pilgern Personen jeglichen
Alters und verschiedenster Nationalitäten an das Jakobsgrab.
Zur Verdeutlichung hier ein paar Zahlen: Im heiligen Jahr 1999 zählte man im Pilgerbüro
in Santiago de Compostela 154.613 Pilger. Davon kamen 128.019
zu Fuß, 24.041 per Rad, 1.416 per Pferd sowie 1.128 mit dem Schiff.
Goldschatz in der Kathedrale in Santiago: Statue des Heiligen Jakob
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